Kinderbetreuungseinrichtung am Hartmayrgut Linz

Wettbewerb 2017

Entwurf für die Errichtung von 5 Kindergarten- und 2 Krabbelstubengruppen

 
© Karrer Oehlinger Architekten

Kinderbetreuungseinrichtung am Hartmayrgut Linz

Die primären Eckdaten für diesen Entwurf sind, die durch den BPL-Vorschlag eingeschränkte Bauplatzgröße, die bestehende Großvegetation und der Umstand, dass auch noch das 2-gruppige Container-Provisorium nebst KiBe-Neubau Platz finden muss.

Städtebau:  Das mit seiner Längsseite süd-ost orientierte Grundstück ermöglicht es, einen mit seinen Hauptabmessungen parallel zur nördlichen Blockrandbebauung gleichgerichteten, zweigeschossigen Baukörper mit Flachdach zu situieren, der durch diverse Einschnitte, An- und Aufbauten in seiner Gesamtstruktur gestaffelt und gegliedert in Erscheinung tritt. Die Aufnahme der Gebäudeflucht des östlich gelegenen 8-geschossigen Wohnobjektes erfolgt durch die innere Haupterschließung und der Gruppenraum Differenzierung. Es sind vier Gruppen im Erd- und drei im Obergeschoss vorgesehen, die nach Südosten orientiert sind (Vormittagssonne; Garten).

Funktion:  Der Hauptzugang ist über eine teilweise überdachte Vorzone, nahe dem Kreuzungsbereich der beiden „Am Hartmayrgut“- Straßen, im Nordwesten der Parzelle gegeben.
Die interne Erschließung erfolgt über einen linear angeordneten multifunktionalen Spiel-Flur mit diversen Erweiterungszonen, Nischen sowie Ausblickmöglichkeiten zur besseren Orientierung. Die einzelnen Funktionen werden daran so arrangiert, dass die geschossweise Verteilung der Personen ihren Brennpunkt nahe dem Eingang aufweist (Foyer; Stiege). Eine Altersgruppen bedingte Durchmischung und dadurch unnötig entstehende Unruhe wird somit im restlichen Haus vermieden. Die damit einhergehende Chance, den absolut „ruhigsten Bereich“ des Hauses (im Erdgeschoss) für die Krabbelkinder zu nutzen, wird ergriffen.

Alle Gruppenräume sowie die überdeckten Freispielflächen sind vom axialen Spielflur ausgehend Richtung Süd-Ost  bzw. Garten orientiert und erlauben damit eine optimale natürliche Belichtung sowie den direkten Gartenzugang über eine Art „Sauberlaufstrecke“ (überdeckte Freispielfläche).
Pro Geschoss, dh. für 3-4 Gruppen, ist ein Ruhe- und Bewegungsraum vorgesehen der ebenso wie die Räume für die Leitung, der Personalaufenthalt, die zentrale Haustechnik, die Küche, Müllraum, usw. im Rücken der Gruppenraum- und Flurzone, im Nordwesten angeordnet ist. Die Speisebereiche, Teile des Spielflurs und der Bewegungsraum im Erdgeschoss gruppieren und öffnen sich zu dem im nördlichen Gebäudeeinschnitt stehenden, schattenspendenden Bestandsbaum. Dieser definiert den Bereich der „Nord“-Terrasse. Die Freitreppen an den Gebäudestirnseiten sind Teil des Fluchtweges und erlauben einen direkten Gartenzugang für das Obergeschoss. Darunter sind zwei, der drei Gartengerätelager untergebracht, die jeweils den nahen Funktionen „Kindergarten“ und „Krabbelstube“ zugeordnet sind.

Eine zusätzliche Belichtung der Kernzone (Hauptstiege) erfolgt über ein Oberlicht bzw. einem Dachaufsatz, dessen Höhe eine ev. Kollektorennutzung am Flachdach höhenmäßig nur geringfügig überschreitet. Mit reflektierenden Blechlamellen verkleidet werden nicht nur die Oberlichtfenster, sondern im Anschluss daran auch das freistehende Lüftungsgerät am Flachdach der Wahrnehmbarkeit entzogen.

Bauablauf:  Bedingt durch das beengte Baufeld werden zwei Bauetappen vorgeschlagen, wobei neben dem Containerprovisorium der erste Bauabschnitt bereits eine voll funktionsfähige, 4-gruppige Kinderbetreuungseinrichtung ermöglicht.
Die zweite Bauetappe finalisiert das Gesamtobjekt noch um die restlichen drei Gruppen samt Bewegungsraum und Nebenräume.

Energie:  Eine genaue Balkon- und Vordachdimensionierung erlauben eine direkte Besonnung in den Wintermonaten bis tief in die Gruppenräume. Unterdessen wird durch diese Bauteile und einem aktiven Sonnenschutz (Panzerjalousien; auch zur Verdunkelung), die Einbringung der Sonnenenergie in der heißen Jahreszeit vermieden. Die öffenbaren Fassadenelemente für die Nachtlüftung sind in der Regel als opaker Fensterflügel, Teil des gesamten Fensterportals. In den Gruppenräumen hingegen ist ein eigener Lüftungsflügel (in Türgröße) seitlich in der Loggia integriert (witterungsgeschützt; max. der Belichtungsfläche).
Das extensiv begrünte Flachdach bietet südöstlich vor dem Dachaufbau ausreichend Platz für eine eventuelle solaraktive Nutzung durch PV oder thermische Kollektoren.

Brandschutz:  Die Gesamtnutzfläche der Einrichtung beträgt weniger als 1600m². Die innenliegende Stiege-Lift-Zone wird im Obergeschoss im Bedarfsfall brandschutztechnisch vom Rest abgeschottet. Die Nutzer können über den vorgelagerten Balkonstreifen und in der Folge über die zwei stirnseitigen Außentreppen in den Garten flüchten. Im Erdgeschoss ist die Flucht in den Garten über die direkten Ausgänge möglich.

Material:  Grundrissbedingt erscheint eine massive Ausführung in Stahlbeton- und/oder in Stahlbetonskelettbauweise mit Ziegelausfachung als die Wirtschaftlichste. Ein Vollwärmeschutzsystem auf Basis mineralischer Wärmedämmung mit einem strukturierten Dickputzsystem bildet die energetische Hülle. Durch eine einheitlich helle Farbgebung (ev. weiß) ist eine größtmögliche Tageslichtreflexion ins Rauminnere zu erreichen. Vereinzelte Stahlbauteile sind mit verzinkter Oberfläche, Holzbauteile mit möglichem Abrieb mit ihrer natürlichen Farbgebung einzusetzen.
Das extensiv begrünte Flachdach bietet neben den Vorteilen des positiven Mikroklimas auch Platz für eine eventuelle solaraktive Nutzung (PV / Kollektoren) und einem Dachaufsatz für Oberlicht und Lüftungsgerät.

Der Innenraum sollte in seiner Farbgebung zurückhaltend sein, um mehr Gestaltungsmöglichkeiten für die Nutzer (Kinder) zu ermöglichen ohne die Räume dadurch visuell zu überfrachten. Wände und (Akustik-) Decken mit weiß gemalter Oberfläche sind zu bevorzugen.
Der Boden in den Gruppenräumen, auf der Haupttreppe und dem Spielflur (= verlängertes Wohnzimmer) sollte eine warme, wohnliche Atmosphäre ausstrahlen (zB.: Eichenboden versiegelt). Lediglich die Eingangszone zwischen Windfang und Stiege, die Sanitärräume sowie die untergeordneten Funktionsräume (Küche, Abstellraum, usw.) sind mit einem robusteren Material (Stein, Keramik) zu belegen. Die Terrassen und Balkone sind mit einem splitterarmen, rutschsicheren und langlebigen Holzterrassenbelag zu versehen (zB.: Accoya; Vorteile: kontaktwarm; keine Überhitzung; schnell auftrocknend; langlebig).

Außengestaltung:  Die geforderten Stellplätze sind entlang der Ost-West verlaufenden „Am Hartmayrgut“ – Straße und nahe zum Eingangsbereich reichend, vorgesehen. Dabei ist durch die 2-3-3 - Anordnung der Stellplätze eine größtmögliche Erhaltung des dortigen Baumbestandes das erklärte Ziel.

Die Freispielflächen müssen, neben einigen raumstrukturierenden Baumpflanzungen regionaler Art, mit dem Nutzer (und Gartenamt) erarbeitet werden, um den pädagogischen Konzepten optimal und nachhaltig entsprechen zu können.

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